Dauerausstellungen 1212-1933
Der Bürgerstolz dieser Stadt hat seit 800 Jahren dazu beigetragen, eigene Schulen zu gründen oder sie zu reformieren. Welchen Einfluss hatten Kirche und Universität auf die Bildungsangebote? Wer bestimmte über Finanzen und Personal? Welche Rolle spielten die Eltern bei der Schulwahl für ihre Kinder?
Die Ausstellungen laden dazu ein, bisher Unbekanntes wieder zu entdecken und beim immer neuen Nachdenken über die Schule der Zukunft zu nutzen.
Volksschule um 1900
In der Kaiserzeit von 1871-1918 erlebten die Leipziger Volksschulen ebenso wie die Gymnasien, Realschulen und Berufsschulen parallel zur expandierenden Stadtentwicklung einen grandiosen Aufschwung. Unser Klassenzimmer zur Volksschule um 1900 ist den Vorschriften der Zeit entsprechend ausgestattet: Doppelsitzer-Schulbänke aus Eiche, Holzpodest mit Lehrerpult, geölter Dielenfußboden, olivgrüner Ölsockel mit Musterkante, schwarze Gestelltafel mit Treppenstufen, Herrscherbilder von Kaiser und König.
Waldschule
Die Ausstellung zeigt den schwierigen Weg von der Gründung dieser Ganztagsschule bis zu ihrem Ende 1942. Unterricht an der frischen Luft, viel Sport, Bachs Präludien und Fugen an jedem Morgen, das Duzen der Lehrer und ein für alle zugängliches Ventilbuch für eine moderne Feedbackkultur waren ihre speziellen Merkmale. Dokumente, Schulzeugnisse, Jahresberichte, Fotos und ein Modell stehen zum Erkunden bereit. Ausblicke auf den Leipziger Waldkindergarten weisen in die Zukunft dieses Schultyps.
Carlebachschule
Die erste jüdische Schule Sachsens nahm mit ihrer Gründung 1912 Rücksicht auf eine gewünschte orthodoxe Erziehung, auf die Einhaltung jüdischer Gesetze und Feiertage und bot einen Schutz vor Antisemitismus. Das Schulwerk umfasste verschiedene Schularten und bereitete jüdische Kinder und Jugendliche auf eine Zukunft als Weltbürger vor. Nach ihrem Schulgründer Ephraim Carlebach wurde sie ab 1936 benannt. 1942 wurde sie endgültig geschlossen. Fotos, Zeitzeugenberichte und Dokumente ermöglichen eine Spurensuche.
Schaudepot Schulwandbilder
Dieses Schaudepot ist eine wahre Schatzkammer. Hier werden mehr als 1.500 Schulwandbilder, Tafelbilder und Rollkarten aufbewahrt. Sie wurden über viele Jahrzehnte für den anschaulichen Unterricht in den Fächern Geographie, Biologie, Geschichte, Heimatkunde, Astronomie, Physik und Chemie verwendet. Dieser Sammlungsbestand ist nahezu vollständig in der Online-Datenbank des Schulmuseums publiziert. Einzelne Objekte dieser Sammlung befinden sich auch in anderen Bereichen der Dauerausstellung.
Wunderkammer
Hier stehen die Fächer Physik und Chemie im Vordergrund. Echte Mahagonimöbel aus dem Chemieraum der Helmholtzschule weisen Spuren von zahlreichen Versuchen auf. Historische Unterrichtsmittel wie die Modelle einer Dampfmaschine, eines Viertaktmotors oder eines Hochofens erklären technische Phänomene. Schulwandbilder vom Anfang des letzten Jahrhunderts veranschaulichen die zeittypische Wissensvermittlung. Zudem stehen verschiedene Experimente zum Mitmachen und experimentieren bereit.
Realienraum
Der Raum ist dem fächerverbindenden, naturkundlichen Unterricht gewidmet. Zahlreiche Tierpräparate, Schaukästen und Herbarien vermitteln einen Eindruck vom lebensnahen Unterricht in den Fächern Realien- und Heimatkunde, aber auch Biologie, Geographie und Geologie. Ein echtes menschliches Skelett dominiert den Raum. Es stand bis in die achtziger Jahre im Biologiezimmer einer Leipziger Schule. Die Ausstellung wird durch Hörstationen, eine kleine geologische Sammlung und durch Fühlkästen ergänzt.
Planetarium
Das Kleinplanetarium ZKP 1 aus dem Jahr 1957 ist eine echte Rarität und kam nach jahrelanger Nutzung im Leipziger Naturwissenschaftlichen Museum, dem heutigen Naturkundemuseum, Ende der 1980er Jahre ins Schulmuseum. Bei einem Himmelsspaziergang über den Leipziger Sternenhimmel im Frühling, Sommer, Herbst oder Winter werden über eine Audioführung die wichtigsten Sternbilder erklärt. Exponate aus dem Astronomieunterricht runden den Themenbereich ab.
Ausstellungen in Vorbereitung
Folgende Themen befinden sich in Vorbereitung und werden demnächst die Dauerausstellung bereichern.
Lateinschule
Dieser Ausstellungsraum zeigt die Anfänge der humanistischen Bildung in Leipzig mit der Gründung der Thomasschule im Jahre 1212. Eine zeitgenössisch nachempfundene Einrichtung lädt ein, in die Welt der Lateinschule im Thomaskloster einzutauchen. Wachstäfelchen und Metallstifte ermöglichen eine interaktive Entdeckungsreise. Die Stundentafel gibt uns Rätsel auf. Die Unterrichtsstunden in den Sieben Freien Künsten dienen nicht dem Erwerbszweck, wohl aber dem Austausch der Wissenschaften.
Reformschule (Labor)
Die Entwicklung von Pädagogik und Schule ist nie abgeschlossen. Deshalb gab es zu allen Zeiten Reformer, die ihre Schule verändert haben. Bedeutend für die Leipziger Schulentwicklung waren Samuel Heinicke (Taubstummenanstalt), Karl Gottlieb Plato (Ratsfreischule), Hugo Gaudig (Höhere Mädchenschule), Henriette Goldschmidt (Frauenhochschule), der Leipziger Lehrerverein (Connewitzer Versuchsschule), Arnold Bergelt (Waldschule) und mehrere Schulgründungsinitiativen nach der Friedlichen Revolution 1989.
Audioguides
Zu unseren Ausstellungen sind kostenlose Audioguides auf dem neuesten technischen Stand erhältlich. Neben dem Rundgang durch das Museum gibt es an einzelnen Stationen eine barrierefreie Fassung in Form von Audiodeskriptionen. Die Beiträge sind nur in Deutsch verfügbar. Weitere Sprachen und ein Audioguide für Kinder sind geplant.
Bitte wenden Sie sich für die Ausleihe an unsere Mitarbeiter.